Dynamische Preisgestaltung im Onlinehandel

Viele von uns haben es bereits erlebt: Man sucht nach einem Produkt online und bemerkt, dass der Preis von einem Tag zum anderen variiert. Dies ist kein Zufall, sondern eine bewusste Strategie von Onlinehändlern, die als “Dynamic Pricing” bekannt ist.

 

Was ist “Dynamic Pricing” und wie funktioniert es?

Dynamic Pricing ist eine Preisstrategie, bei der Unternehmen die Preise ihrer Produkte oder Dienstleistungen in Echtzeit an die Marktbedingungen anpassen. Dabei spielen Faktoren wie Angebot und Nachfrage, Wettbewerbspreise und sogar das Verhalten eines einzelnen Kunden eine Rolle.

Onlinehändler nutzen spezielle Software-Tools, um den optimalen Preis für ein Produkt zu ermitteln. Diese Tools können hunderte von Vergleichspreisen pro Tag erfassen und analysieren, um den besten Preis zu bestimmen. Einige dieser Tools nutzen Bots, um Preise von Wettbewerbern zu durchsuchen und anzupassen, während andere das Verhältnis von Angebot und Nachfrage im eigenen Shop berücksichtigen.

Automatisierte Preisstrategien

Onlinehändler berücksichtigen verschiedene Faktoren, um ihre Preise festzulegen. Einige dieser Faktoren sind:

  • Zugriffshäufigkeit auf Produktseiten
  • Anzahl der Produkte, die in den Warenkorb gelegt werden
  • Tatsächliche Käufe
  • Verfügbarkeit von Produkten

Saisonale Trends können ebenfalls eine Rolle spielen, insbesondere bei Produkten wie Kleidung und Schuhen. Bei sinkender Nachfrage können die Preise gesenkt werden, um den Verkauf zu fördern und Lagerbestände zu reduzieren.

Preisbildung und Psychologie

Während die Software automatisch die besten Preise ermittelt, müssen Händler sicherstellen, dass die Preise auch für die Kunden transparent und fair sind. Einige Händler passen ihre Preise manuell an, um sicherzustellen, dass sie wettbewerbsfähig sind, ohne ihre Margen zu gefährden.

Plattformen wie Amazon sind ein Paradebeispiel für dynamische Preisgestaltung. Die Preise können sich ständig ändern, basierend auf verschiedenen Faktoren wie Angebot und Nachfrage, Wettbewerbspreisen und Kundenbewertungen. Kunden sollten jedoch darauf achten, alle verfügbaren Angebote zu überprüfen, da nicht immer das günstigste Angebot das beste ist.

Der Preis eines Produkts kann das Kaufverhalten eines Kunden beeinflussen. Zu hohe Preisschwankungen können Kunden abschrecken, während stabile Preise Vertrauen schaffen können. Einige Händler nutzen auch Datenanalysen, um das Verhalten und die Vorlieben ihrer Kunden besser zu verstehen und maßgeschneiderte Angebote zu machen.

Datenschutz und dynamische Preisgestaltung

Mit der Einführung der DSGVO sind Onlinehändler verpflichtet, transparenter mit den Daten ihrer Kunden umzugehen. Dies hat Auswirkungen auf die dynamische Preisgestaltung, da Händler sicherstellen müssen, dass ihre Preisstrategien nicht auf invasiven Datenpraktiken basieren.

Tipps für Verbraucher

Für Verbraucher ist es wichtig zu wissen, wie dynamische Preisgestaltung funktioniert, um bessere Kaufentscheidungen zu treffen. Einige Tipps sind:

  • Preise regelmäßig überprüfen
  • Verschiedene Plattformen nutzen
  • Private Browsing-Modi verwenden, um weniger Daten preiszugeben
  • Preisvergleichstools und Browser-Erweiterungen nutzen, um die besten Angebote zu finden.
 

Dynamic Pricing ist eine gängige Praxis im Onlinehandel. Es ist wichtig, dass sowohl Händler als auch Verbraucher diese Strategie verstehen, um faire Preise und gute Geschäfte zu gewährleisten.

Dynamische Preisgestaltung im stationäre Handel

Technologie im stationären Einzelhandel

Im heutigen Zeitalter der Technologie hat auch der stationäre Einzelhandel Fortschritte gemacht und die Möglichkeit, Preise automatisiert und zentral zu ändern. Ein prominentes Beispiel dafür sind die “Electronic Shelf Labels” (ESL) oder elektronische Preisschilder. Große Elektronikketten nutzen ESL, um z.B. Rabatte für bestimmte Zeiträume anzubieten. Auch Möbelhäuser können diese Technologie nutzen, um Preise basierend auf den Angeboten der Konkurrenz anzupassen und somit ihre Tiefpreisgarantie zu halten.

Tankstellen-Shops bieten ein weiteres Beispiel für diese Art von Preisstrategie. Während sie tagsüber Preise anbieten, die mit denen von Supermärkten konkurrieren, können sie ihre Preise abends oder sonntags automatisch erhöhen. Auch hier sind flexible Preisanpassungen möglich, z.B. für Grillprodukte an einem regnerischen Spätsommertag.

Die Preisänderungen werden entweder über eine Strom- und Signalversorgung oder drahtlos an die elektronischen Preisschilder gesendet. Diese E-Ink-Preisschilder sind besonders effizient, da sie nur dann Strom verbrauchen, wenn sich die Anzeige ändert. Ihre Batterien können fünf bis acht Jahre halten und sie können neben Text auch Bilder, Logos und QR-Codes anzeigen.

Die Psychologie der Preisänderung

Aber nicht alles ist Sonnenschein. Die Dynamik der Preisgestaltung hat auch ihre Herausforderungen. Während der Geschäftszeiten könnten Kunden diese Preisänderungen bemerken. Eine plötzliche Preiserhöhung kann bei den Kunden zu Unzufriedenheit führen, insbesondere wenn sie feststellen, dass der Preis an der Kasse höher ist als zuvor am Regal.

Interessanterweise ist die Mehrheit der Einzelhändler nicht sehr offen über ihre Nutzung von Dynamic Pricing. Einige halten sich aus Sorge vor negativen Image-Folgen zurück, insbesondere in Zeiten der Inflation. Einige setzen jedoch Preissenkungen situativ ein, basierend auf Daten und Erfahrungen aus vergangenen Aktionen.

Täuschung auf Knopfdruck

Wenn Preise während der Öffnungszeiten geändert werden kann es sein, dass sich Preise in der Zeit zwischen der Geschäftlichen Entscheidung (Verbrauchende nehmen das Produkt aus dem Regal) und dem Beginn des Bezahlvorgangs erhöhen. Solche Praktiken sind verboten, aber extrem schwer zu beweisen.

Tipps

Der stationäre Einzelhandel hat sich weiterentwickelt und setzt Technologie ein, um Preise dynamisch anzupassen. Während diese Strategie Vorteile hat, wie die Anpassung an Wettbewerbspreise und das Angebot von Rabatten, gibt es auch Herausforderungen, insbesondere in Bezug auf die Kundenzufriedenheit und das Image des Unternehmens. Es bleibt abzuwarten, wie sich diese Strategie in der Zukunft entwickelt und ob sie im stationären Handel genauso weit verbreitet sein wird wie im Onlinehandel.