Diversität und Konsum

Es gibt einiges zu besprechen

Im Juni 2019 wurde Walter Lübcke zum Opfer von rassistischen Mördern. Der Vorfall hat uns stark bewegt: Sein Dienstsitz im Regierungspräsidium Kassel lag keine 600 Meter von den Räumen unserer Prozessabteilung entfernt. Einige unserer Mitarbeitenden kannten ihn persönlich, haben teils im RP Kassel gearbeitet oder ihre juristische Ausbildung dort absolviert. Einige kannten ihn aus der Kommunalpolitik in Nordhessen. Eines unserer Mitglieder war bei der Bürgerversammlung am 14.10.2015 in Lohfelden anwesend, die von Personen aus rassistischen Kreisen später instrumentalisiert und gezielt durch Beleidigungen gestört wurde. Sofort nach der Veranstaltung verbreiteten Anhänger des örtlichen Pegida-Spektrums ein kurzes Video mit Lübckes Schlussaussagen über YouTube und Facebook, das aber die vorangegangenen Beleidigungen wegließ.

Am 1. Juni 2019 starb, auf einer Terrasse am Ortsrand von Istha, mit Walter Lübcke ein politischer Mensch, ein Ehemann und Vater durch die Schüsse von Rassisten. Die Tötung war kein Zufall, keine Naturgewalt. Walter Lübcke starb, weil er für die freiheitlich-demokratische Grundordnung der Bundesrepublik Deutschland eingestanden hatte. An der Trauerveranstaltung vor dem Kasseler Regierungspräsidium am Steinweg nahmen unsere Kasseler Kolleginnen zusammen mit ehemaligen Kolleginnen und mehreren Mitgliedern teil und obwohl wir nicht unmittelbar selbst betroffen waren, brauchten unsere Kolleginnen einige Zeit, um das Ereignis persönlich einzuordnen.

Erinnern heißt – so sagte es Richard von Weizsäcker einmal – eines Geschehens so ehrlich und rein zu gedenken, daß es zu einem Teil des eigenen Innern wird. Das stellt – so von Weizsäcker weiter – große Anforderungen an unsere Wahrhaftigkeit. In einem Prozess. der über ein Jahr andauerte und teilweise noch nicht abgeschlossen ist, fragten wir uns, was das Ereignis für uns und unsere Arbeit bedeutet.

“Zwischentöne statt Schablonen”

Im Rahmen des Papiers “Zwischentöne statt Schablonen” haben wir uns im Laufe des Jahres 2020 mit der Frage befasst, ob unsere Vorstellung von Verbrauchendenschutz noch zeitgemäß ist.

  • Ist unsere Vorstellung von Verbrauchendenschutz zeitgemäß?
  • Bilden wir die Interessen und Perspektiven marginalisierter Menschen und Gruppen angemessen ab?
  • Wie verhalten sich Rassismus und Ausgrenzung zum Verbrauchendenschutz?

Dieser Prozess hielt einige Einsichten für uns bereit:

  1. Wir würden künftig nicht mehr den Anspruch erheben, für unterschiedslos für alle Verbrauchenden sprechen zu wollen, denn dies würde es uns unmöglich machen, uns von rassistischen, sexistischen, homophoben oder ableistischen Ansichten und Motiven abzugrenzen.
  2. Es ist für unsere Arbeit unverzichtbar, die Perspektive von Angehörigen marginalisierter Gruppen auf allen Arbeitsstufen einzubeziehen.
  3. Wir müssen durch unsere Arbeit Angehörige marginalisierter Gruppen sichtbar machen.

Publikationen

Projekt: Zwischentöne statt Schablonen – Unser Anspruch an Verbrauchendenschutz ist es, alle Perspektiven einzubeziehen

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert