Bild: Dr. Leonora Schwarz / pixelio.de

Homöopathen und Homöopathiebefürworter geben immer wieder an, ihr Ur- und Übervater Hahnemann hätte das Impfen quasi erfunden und es werde ja auch homöopathisch geimpft. Zur Begründung berufen sie sich auf das hahnemannsche Grundprinzip des similia similibus curentur, Ähnliches möge Ähnliches heilen. Genau das geschehe doch bei der Impfung – es werden Bestandteile des Erregers verabreicht, der die Krankheit, gegen die geimpft wird, auslöst. Sie sehen darin einen Beweis für die Homöopathie und ihre Wirkung.

Gleich zu Anfang übersieht eine solche Argumentation ganz Grundsätzliches. Impfungen sind medizinische Prophylaxe, also Vorbeugung bei Gesunden, keine kurative, „heilende“ Maßnahme. Das jedoch ist Hahnemanns Modell der Homöopathie völlig fremd. Es ist rein kurativ, setzt eine vorhandene Krankheit voraus, die „verstimmte geistige Lebenskraft“, die sich nur durch auftretende erkennbare Symptome bemerkbar mache. Hahnemanns Heilmethode ist dann die Suche nach dem Mittel, das der „verstimmten geistigen Lebenskraft“ exakt entgegenwirken möge. Beim gesunden Patienten, der zur Impfung erscheint, ist aber gar nichts verstimmt. Eine „homöopathische“ Impfung könnte hier also auch nichts bewirken. Dass trotzdem von manchen Homöopathen Nosoden (= homöopathische Zubereitungen aus Krankheitserregern und krankem Gewebe) in der erklärten Absicht verabreicht werden, man betreibe hierdurch Vorbeugung bzw. Immunisierung wie bei einer Impfung, ist schlimm und gefährlich irreführend.

Moderne Impfung – missverstanden

Außerdem ist es ein grobes Missverständnis, wenn die Verabreichung eines Impfstoffs, der aus abgetöteten oder abgeschwächten Krankheitserregern besteht, unter Bezug auf die Regel „Ähnliches heilt Ähnliches“ mit der Homöopathie in Verbindung gebracht wird. Das Vakzin, der Impfstoff, der verabreicht wird, wirkt selbst nicht schützend. Es löst vielmehr eine Immunreaktion im Körper aus. Nicht das Simile, das Ähnliche in der Impfgabe selbst, wirkt, sondern die als Impfreaktion gebildeten Antikörper, die also ein klassisches Gegenmittel darstellen. Deshalb kann auch kein Bezug zwischen Impfung und homöopathischem Ähnlichkeitsprinzip hergestellt werden.

Aber entspricht nicht das Immunsystem Hahnemanns „geistartiger Lebenskraft“?

Ein klares Nein. Das Immunsystem ist nichts „Geistartiges“, sondern interagiert – auch bei der Impfung – auf materieller, gut bekannter und beschriebener Grundlage. Es ist eine sehr komplexe Teilfunktion des ganzen Körpers, „systemisch“, wie man das nennt; ein Zusammenwirken der unterschiedlichsten Faktoren, die keineswegs die Eigenschaften haben, die Hahnemann in seiner Vorstellung dem „Princip der geistigen Lebenskraft“ zuschrieb:

„Der materielle Organism, ohne Lebenskraft gedacht, ist keiner Empfindung, keiner Thätigkeit, keiner Selbsterhaltung fähig; nur das immaterielle, den materiellen Organism im gesunden und kranken Zustande belebende Wesen (das Lebensprincip, die Lebenskraft) verleiht ihm alle Empfindung und bewirkt seine Lebensverrichtungen.“ Nein, das ist nichts, was man auf das Immunsystem uminterpretieren könnte. Hahnemann selbst hat daa übrigens auch gar nicht getan. Die Idee des „homöopathischen Impfens“ kam zwar schon früh auf, ist aber eine Erfindung seiner Jünger.

Fazit

Nein – Homöopathie und Impfung gehören nicht zusammen. Sie sind sogar unvereinbar – so wie die gesamte moderne Medizin mit der Homöopathie unvereinbar ist.

Zum Schluss eine Bitte und auch eine Warnung: Oft raten Homöopathen sogar vom Impfen ab oder empfehlen ihre eigenen „Impfungen“. Beim homöopathischen „Impfen“ kriegen Sie und Ihr Kind jedoch buchstäblich nichts – nur die üblichen wirkungslosen Globuli zur Einnahme. Ein irgendwie gearteter Schutz, eine Immunisierung, ist damit nicht verbunden! Wohl aber das Risiko, Infektionskrankheiten ungeschützt ausgesetzt zu sein.

Bitte gehen Sie zum Impfen nach den Empfehlungen der ständigen Impfkommission! Wenn Sie unsicher sind, zeigen Sie die Impfpässe Ihrer Familie Ihrem Haus- oder Kinderarzt. Dort stellt man schnell fest, ob eine Lücke zu schließen ist.


Deutscher Konsumentenbund
An der Seite der Evidenz, auf der Seite der Verbrauchenden: der Deutsche Konsumentenbund e.V. ist ein anerkannt gemeinnütziger Verbraucherschutzverband.

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